Netzentgelte Strom: Hintergrund, Stand & Entwicklung

Netzentgelte in Deutschland

Die Netzentgelte Strom für 2022 wurden Anfang 
Oktober von den Netzbetreibern und Energieversorgern bekannt gegeben. Diese Zahlen sind vorläufig. Spätestens am 31. Dezember 2021 werden die endgültigen Netzentgelte für 2022 veröffentlicht.

Meldungen zu den Netzengelten 2022

Netznutzungsentgelte 2022 in Deutschland
nach Bundesland

BundeslandPreis 2022Anstieg
Baden-Württemberg462 €4%
Bayern390 €2%
Berlin379 €2%
Brandenburg517 €6%
Bremen335 €11%
Hamburg529 €8%
Hessen430 €5%
Mecklenburg-Vorpommern502 €7%
Niedersachsen408 €1%
Nordrhein-Westfalen415 €5%
Rheinland-Pfalz438 €4%
Saarland457 €2%
Sachsen420 €1%
Sachsen-Anhalt423 €1%
Schleswig-Holstein579 €5%
Thüringen441 €2%
Deutschland 3892,8%

Die Preise bei den 4 Übertragungsnetzbetreibern [ÜBN] Tennet, TransnetBW, 50Hertz und Amprion werden im kommenden Jahr steigen, doch die Erhöhungen variieren stark. Die Netzentgelte 2022 werden im Versorgungsgebiet von TenneT voraussichtlich nur um knapp 0,5% ansteigen, was bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh [Familie] Mehrkosten von 35 Cent verursachen würde. Bei Amprion erhöhen sich die Netzentgelte bis zu 20% je nach Verbrauchsverhalten des Kunden. 50Hertz erhöht um 3% und TransnetBW meldet 11% Erhöhungen für Umspannung und knapp 14% in der Höchstspannung.
Als Begründung für den Anstieg der Netzentgelte 2022 werden Investitionen in das Stromnetz, gestiegene Kosten für Redispatch-Maßnahmen und höhere Börsenpreise genannt. Die Netznutzungsentgelte der ÜBN haben einen Anteil von rund 5% an den Endkundenpreise.

netzentgelte strom 2022 anstieg karte
Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der Netz­ent­gel­te Strom 2022, Daten vor­läu­fi­g

[Update 19.Oktober 2021] Im nachgelagerten Verteilnetz stehen die Zeichen allesamt auf Anstieg. Für 90% aller Postleitzahlengebiete liegen nun die vorläufigen Netznutzungsentgelte Strom für das Jahr 2022 vor. Ein endgültiges Ergebnis ist das noch nicht, aber die Tendenz zeigt eine Steigerung von 3% im bundesdeutschen Durchschnitt. Bei einem 3-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh würden die Netznutzungsentgelte um durchschnittlich 0,34 Cent pro Kilowattstunde steigen, was die Stromrechnung dadurch um 11,90 Euro erhöhnen würde. Preissenkungen hat bisher noch kein Netzbetreiber angekündigt. Den geringsten Kostenanstieg gibt es bei Kunden vom Bayernwerk Netz [+0,8 %] und der bayerischen LEW Verteilnetze [+1%].
Mit 21% am stärksten werden die Netzentgelte bei der Enervie Vernetzt in NRW steigen, bleiben aber mit 8,20 ct/kWh unter dem deutschen Durchschnitt.

Die Informationen dieser Seite werden bei Bekanntgabe der endgültigen Strom Netznutzungsentgelte für 2022 aktualisiert.

Wofür zahlt man die Netzengelte beim Strom?

Die Netzentgelte Strom [oder auch Netznutzungsentgelte], sind Gebühren, die von den Netzbetreibern für den Transport des Stroms durch ihre Stromnetze erhoben werden. Diese Gebühren müssen von den Endkunden gezahlt werden. Private Stromkunden zahlen die Netzentgelte an ihren Stromanbieter, der diese dann an den Netzbetreiber weiterleitet. Die Netzentgelte sind Bestandteil des Strompreises.

In Deutschland gibt es 4 große Übertragungsnetzbetreiber und 875 Verteilnetzbetreiber. Die 4 Übertragungsnetzbetreiber Tennet, 50Hertz, Amprion und TransnetBW betreiben die Höchstspannungsnetze, die den Strom über große Entfernungen in Deutschland transportieren. Regionale Anbieter [Verteilnetzbetreiber] liefern den Strom dann bis zum Endkunden. Die Netzentgelte in Deutschland variieren zur Zeit noch je nach Einzugsgebiet und sind abhängig von Investitionen in die Netzstruktur, Bevölkerungsdichte und notwendigen Netzeingriffen zur Stabilisierung. Da Ökostrom-Anlagen vor allem auf dem Land gebaut werden, muss hier auch das Verteilernetz am stärksten ausgebaut werden, das den Strom aufnehmen und transportieren soll. Das führt zu höheren Netzausbau-Kosten in den ländlichen Regionen, in denen die Bevölkerungsdichte viel geringer ist. Weil die Netzbetreiber die Kosten aber regional an die Kunden weitergeben, verteilen sich immer höhere Kosten auf immer weniger Kunden. Am stärksten betroffen von dieser Umlage-Praxis sind Menschen in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands.

Eine bundesweite Angleichung der Netzentgelte bis 2023 wurde im Netzentgeltmodernisierungsgesetz beschlossen und ist bereits schrittweise umgesetzt. 2022 wird der bundeseinheitliche Teil bereits 80% ausmachen.

Entlastungen bei den Netzentgelten ist nicht in Sicht

Um die deutschen Klimaziele zu erreichen, müssen in Zukunft noch größere Mengen Strom durch die Netze geleitet und verteilt werden. Die Infrastruktur ist darauf noch immer nicht vorbereitet und es ist in den letzten Jahren viel wertvolle Zeit ungenutzt verstrichen. Die Investitionen, die in den Ausbau der Netze und die Digitalisierung der Infrastruktur fließen,  werden am Ende auf der Stromrechnung der Endkunden landen.

Die Entwicklung der Netznutzungsentgelte 2021

Netzentgelte Strom 2021 Netznutzungsentgelte

Jedes Jahr mitte 
Oktober geben die Netzbetreiber, Stadtwerke und Konzerne die neuen Netzentgelte bekannt
. Laut einer Analyse des Datenhauses Ene’t droht 2021 in vielen Fällen eine weitere Erhöhung.

Netzentgelte Strom bei Amprion fast unverändert – 10% Aufschlag bei Transnet BW – 50 Hertz mit Plus von 7% – Tennet senkt Netzentgelte deutlich

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz meldete bereits einen Anstieg der Netzentgelte für 2021 um 7%. 50Hertz nannte als Hauptgrund hohe Netz-Investitionen und steigende Kosten beim Engpassmanagement. Die Firma Stromnetz Berlin, die das nachgelagterte Verteilnetz betreibt, hat jetzt angekündigt, die gestiegenen Kosten an seine Stromkunden weiterzugeben.

Die Stromdurchleitungsgebühren sind im Versorgungsgebiet von TenneT in 2021 um knapp 17% gesunken.

Beim Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW stiegen die Netzentgelte für Strom 2021 um 10%. Kostentreiber sind laut Transnet BW Investitionen für den Netzausbau.

Eine moderate Erhöhung der Netzentgelte von 1,3% wurden auch beim Übertragungsnetzbetreiber Amprion angekündigt.

netzentgelte veränderung 2021
Netzentgelte Strom 2021

Zwar haben erst 249 von 880 Verteilnetzbetreibern die Preise veröffentlicht [Sie versorgen 84,6 % des Bundesgebiets], doch der aktuelle Trend für steigende Preise scheint sich für das Jahr 2021 zu bestätigen, wenn auch nur moderat.

Pro­zen­tua­le Ver­än­de­rung der vor­läu­fi­gen Strom­netz­ent­gel­te 2021 gegen­über 2020
Abnah­me­fall: Fami­li­en-Haus­halt, 3.500 kWh/​Jahr, SLP, Niederspannung, Quelle enet

Aktuelle Nachrichten zu den Netzentgelten Strom

Europäisches Gericht fordert Rückzahlung von Netzentgeltbefreiung

Die EU-Kommission hatte 2018 entschieden, dass die Netzentgelt-Befreiungen in den Jahren 2012 und 2013 für stromintensive Unternehmengegen gegen das EU-Beihilferecht verstößt. Deutschland sollte die Gelder von den Unternehmen anteilig zurückzufordern, was für die von den Netzentgelten befreiten Industrieunternehmen Rückzahlungen in Millionenhöhe bedeutet hätte. Die Unternhemen haben dagegen Klage beim Europäischen Gericht eingereicht und werden von der Bundesregierung unterstützt. Das Europäische Gericht hat nun die EU-Kommission bestätigt: Die Netzentgeltbefreiung für intensive Netznutzer nach § 19 Abs. 2 StromNEV in den Jahren 2012 und 2013 ist eine europarechtswidrige Beihilfe. (Az. C(2018)3166) | Oktober 2021

Netzentgelte Strom BBH Gruppe, windmesse

Netzentgelte für 2020 steigen

Die Netzentgelte sind 2020 im bundesweiten Durchschnitt um 7% gestiegen. Besonders stark betroffen war der Norden Deutschlands. Stromkunden in Schleswig-Holstein zahlten 2020 knapp 11% mehr, in Hamburg und Mecklenburg Vorpommern waren es 9%. Nur in Bremen sanken die Netznutzungsgebühren [-1%] entgegen dem bundesweiten Trend.

Die Netzentgelte machen etwa ein Viertel des Strompreises aus. Beim durchschnittlichen Anstieg des Kostenblocks um 7%, zahlt eine Familie mit 3.500 kWh Stromverbauch im bundesdeutschen Schnitt knapp 18 € mehr.

Vereinheitlichung der Netzentgelte

Ab 2019 werden die Netzentgelte der 4 großen Übertragungsnetze bundesweit vereinheitlicht. Dass jetzt im Norden und Osten Deutschlands sofort die Strompreise sinken, ist unwahrscheinlich, denn das Gesetz sieht vor, die Netzentgelte schrittweise bis 2023 anzugleichen. Ab 2019 werden die Netzentgelte erstmalig bundeseinheitliche Anteile enthalten. Eine Entlastung bei den Netzentgelten 2019 brachte die Auskopplung der bisher enthaltenen Umlage für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Nord- und Ostsee. Hierfür wird 2019 eine eigene Offshore-Netzumlage eingeführt [0,416 Cent|kWh].

BundeslandPreiserhöhung Netzentgelt
Baden-Württemberg+8%
Bayern+4%
Berlin+6%
Brandenburg+6%
Bremen-1%
Hamburg+9%
Hessen+3%
Mecklenburg-Vorpommern+9%
Niedersachsen+7%
Nordrhein-Westfalen+8%
Rheinland-Pfalz+8%
Saarland+9%
Sachsen+4%
Sachsen-Anhalt+7%
Schleswig-Holstein+11%
Thüringen+7%

Befreiung von den Strom Netzentgelten

Nicht jeder Stromkunde zahlt denselben Anteil für die Durchleitung des Stroms. Im Jahr 2017 mussten private Stromkunden 1,1 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen, um die Netzbefreiungen von 5.000 Firmen zu finanzieren. [Berechnungen Bund der Energieverbraucher].
Da die energieintensive Industrie aber auch von der für 2019 erwarteten Offshore-Netzumlage weitgehend befreit ist, profitieren Unternehmen mit hohem Stromverbrauch von der Senkung der Netzentgelte besonders stark.

Änderung der Netzentgelte Strom 2019 in Deutschland

Anpassung der Netzentgelte 2019 nach Bundesländern

Netzentgelte Strom 2019
2019, Netzentgelt, Strom Stromverbrauch 5000kWh|Jahr

Die Netzentgelte werden 2019 im bundesweiten Durchschnitt um 2% steigen. Besonders stark treffen die Preissteigerungen den Norden Deutschlands. Bremer Stromkunden zahlen im nächsten Jahr 18% mehr, in Schleswig-Holstein und Hamburg sind es 12% und Mecklenburg Vorpommern 9%.

In einigen Bundesländern sinken die Netznutzungsgebühren entgegen dem bundesweiten Trend. Im Saarland geben die Preise um 7% nach, in Rheinland-Pfalz 4%. Für Verbraucher in Hessen, Sachsen und Berlin werden die Netzentgelte 2019 um 2% sinken.

Im Schnitt zahlt ein 4-Personen-Haushalt [Jahresverbrauch 5.000 kWh] im kommenden Jahr 399€ Netznutzungsentgelte. Die höchsten Entgelte an die Verteilnetzbetreiber werden in Schleswig-Holstein berechnet. Dort zahlt eine Familie für den Transport ihres Stroms 558€ und damit 248€ mehr als ihre Bremer Nachbarn.

Im Osten Deutschlands zahlen Stromkunden in den neuen Bundesländern fast 12% mehr für die Nutzung der Stromnetze [433€]. Die höchsten Gebühren im Osten werden mit 514€ in Mecklenburg Vorpommern erhoben, gefolgt von Brandenburg mit 499€ .

Hintergrund: Die 4 großen Netzbetreiber [Amprion, Tennet, TransnetBW und 50 Herz] haben eine Senkung der Preise für 2019 für den Höchstspannungsbereich haben angekündigt. In der Umspannung haben alle 4 Netzbetreiber die Preise verringert, doch die Senkung der Preise bei Arbeits- und Leistungspreis ist sehr unterschiedlich [vgl. Tabelle, Quelle enet]. Tennet reduziert zwischen 2 und 7%, Amprion von 7 bis 36%, 50 Hertz bis 41% und TransnetBW bis zu 28%.

Laut Tennet verursachen Redispatch-Maßnahmen, mit denen Transportengpässe im Stromnetz behoben werden, 60% der Kosten. Eine Änderung dieser Situation sehe man erst mit voranschreitendem Netzausbau.

Entlastungen können Stromkunden erst fest einplanen, wenn die regionalen Anbieter [Verteilnetzbetreiber] ihre Kostenkalkulation abgeschlossen haben. Daher sind alle Angaben vorläufig und können sich bis Jahresbeginn 2019 noch ändern. [Quellen: Netzbetreiber, Check24]

Entwicklung der Netzentgelte 2009 – 2018

Netzentgelte für Haushaltskunden in Deutschland: 24,7% Anteil am Strompreis

Entwicklung Netzentgelte Strom
Entwicklung, Netzentgelt, Netzentgelte, Netznutzungsentgelt, Strom 2018

Der zweite wichtige Bestandteil [24,7%] des Strompreises für private Haushalte sind die Netzentgelte. Sie werden von den Netzbetreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhaltung der Stromnetze erhoben. Bezahlt werden sie von den Stromanbietern, die wiederum die Kosten an ihre Kunden weitergeben. Die Netzentgelte liegen 2018 im deutschlandweiten Durchschnitt 3,2% unter dem Vorjahresniveau [nach einem Anstieg von 6,7% in 2017], doch die Zahlen schwanken in den einzelnen Versorgungsgebieten sehr stark. Mit 45% steigen die Übertragungsnetzentgelte beim Netzbetreiber Amprion im kommenden Jahr deutlich an. Auch im Südwesten, im Netz der Transnet BW, werden ab Januar um 13,3% höhere Durchleitungsgebühren berechnet. Tennet hat eine Preiserhöhung um 9% angekündigt. Die Netzentgelte im Osten Deutschlands werden im kommenden Jahr voraussichtlich um rund 11% sinken, kündigte der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz an. Alle Preiserhöhungen werden mit gestiegenen Kosten für Netz stabilisierende Maßnahmen begründet. Nicht alle Verteilnetzbetreiber geben die Kosten an Ihre Kunden weiter, daher kommt es zu einer durchschnittlichen Senkung in 2018.

Je nach Region können die zu zahlenden Netzentgelte stark variieren. Vor allem in den nördlichen und östlichen Bundesländern mit hohem Windkraftpotential werden weiterhin hohe Steigerungsraten erwartet. Ein weiterer Faktor, der den Strom für alle anderen Verbraucher verteuert, ist die Netzentgeltbefreiung für Firmen mit einem hohen Stromverbrauch [~ 10 Mio. kWh] .

Seit 2009 sind die Netzentgelte um 27% gestiegen. Der in der Grafik dargestellte Wert für die Gebühren basiert auf einem Jahreshaushaltsverbrauch von 3.500 Kilowattstunden.

Laut IWR ist der Anstieg der Netzentgelte nicht ausschließlich - wie oft berichtet wird - auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurückzuführen. Die Investitionen in die Netze wurden von den Stromtransporteuren zwischen 1993 und 2003 um über 50% gedrosselt. Während im Jahr 1993 noch rund 4 Mrd. Euro in die Stromnetze investiert wurden, gingen die Investitionen in den folgenden Jahren immer weiter zurück, bis sie 2003 mit 1,7 Mrd. Euro den Tiefpunkt erreichten. Die Folge dieser Entwicklung ist ein hoher Modernisierungsbedarf bei den Stromnetzen. Die Investitionen steigen erst seit 2004 wieder und der entstandene Investitionsstau in die Netze löst sich langsam auf. Das Investitions-Niveau von 1993 haben die Netzbetreiber erst 20 Jahre später - im Jahr 2013 - wieder erreicht.

Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. [BDEW], Berechnungsgrundlage: Haushalt mit3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch

Änderung der Netzentgelte 2018 in Deutschland

Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber und voraussichtliche Anpassung der Netzentgelte 2018

Netzentgelte Strom 2018
Netzentgelt, Strom 2017

Stromkunden müssen im kommenden Jahr mit höheren Kosten rechnen, denn 3 der 4 deutschen Übertragungsnetzbetreiber werden ihre Preise zum Teil stark erhöhen. Die Firma Amprion in [Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz] rechnet mit Mehrkosten von 45%. Bei TransnetBW in Baden-Württemberg werde der Anstieg bei rund 13% liegen. Tennet, in deren Einzugsgebiet etwa die Hälfte der deutschen Haushalte liegt, rechnet mit einem Anstieg um etwa 9%.
Erfreulich: Die Firma 50Hertz, Betreiber der Stromleitungen in Ostdeutschland, gibt eine Preisssenkung für 2018 mit 11% bekannt.

Die Netzbetreiber können mit dem raschen Ausbau von Windkraft und Photovoltaik nicht Schritt halten. Weil das Stromnetz mit den Schwankungen überfordert ist, fallen Kosten in Milliardenhöhe für die Gegenmaßnahmen [Redispatch] an. Der Hauptanteil des Anstiegs der Netzentgelte gehe auf das Konto solcher "netzstabilisierenden Notmaßnahmen".

Die Netzentgelte machen knapp 25% des Strompreises für private Haushalte aus. Sie werden von den Netzbetreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhaltung der Stromnetze erhoben und liegen bereits 2017 im Schnitt 6,7 % über dem Vorjahresniveau.

Redispatch Wikipedia

[Die Angaben sind vorläufig und können sich bis Jahresbeginn 2018 noch ändern.]

Sinkende Netzentgelte in weiten Teilen Deutschlands

Zum 1. Januar 2018 könnten in vielen Regionen Deutschlands die Strompreise sinken, denn die Gebühren für den Stromtransport werden in einem Großteil der Netzgebiete günstiger.

Im Norden und Osten Deutschlands werden 2018 geringere Gebühren berechnet.
Ob sich die Preise für Endkunden ändern, entscheidet der jeweilige Stromanbieter. Senken die Energielieferanten in diesen Netzgebieten die Preise nicht, wird den Stromkunden die Ersparnis vorenthalten und sie zahlen überzogene Gebühren, denn eine Weitergabe fallender Preiskomponenten ist nicht verpflichtend.

Im Westen und Südwesten steigen die Netzentgelte mehrheitlich. Geben die Stromanbieter diese Kosten weiter, müssen Verbraucher mit steigenden Strompreisen zum Jahreswechsel rechnen.

Änderungen bei den Netzentgelten bei einem Verbrauch von 3.500 kWh [Durchschnittshaushalt 3 Personen]

StromnetzbetreiberRegion3.500 kWh
Avacon NetzNiedersachsen, Sachsen-Anhalt-28 €
BayernwerkBayern-27 €
Drewag NetzDresden-37 €
Edis NetzBrandenburg, Mecklenburg-Vorpommern-95 €
Enercity NetzgesellschaftHannover-30 €
Energienetz MitteHessen, Niedersachsen, Thüringen, Westerwald, Westfalen-28 €
EWE NetzNiedersachsen-33 €
SW Kiel NetzKiel-2 €
Main Donau NetzNürnberg-24 €
Mitteldeutsche Netzgesellschaft (Mitnetz)Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Altenburger Land-33 €
Mittelhessen NetzGießen-11 €
Netzdienste Rhein-MainFrankfurt am Main-22 €
Netz LeipzigLeipzig-31 €
Schleswig-Holstein NetzSchleswig-Holstein, Niedersachsen-16 €
Stromnetz BerlinBerlin-28 €
Stromnetz HamburgHamburg-4 €
Stuttgart-NetzeStuttgart0
SWM-InfrastrukturMünchen-37 €
Thüringer EnergienetzeThüringen-39 €
Wemag NetzMecklenburg-Vorpommern, Brandenburgs-29 €
WesernetzBremen, Bremerhaven-33 €
Westfalen Weser NetzOstwestfalen, Niedersachsen-43 €
Dortmunder NetzDortmund3 €
Düsseldorfer NetzgesellschaftDüsseldorf11 €
Energienetz SaarSaarland4 €
Energienetze MittelrheinKoblenz13 €
InfrawestAachen14 €
Mainzer NetzeMainz, Hessen18 €
Münster NetzMünster in Westf.16 €
Netze BWBaden-Württemberg26 €
Rheinische NetzgesellschaftKöln, Rheinland5 €
Stadtwerke Bochum NetzBochum10 €
Stadtwerke WiesbadenWiesbaden7 €
WestnetzNordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Niedersachsen6 €
Quelle: Verteilnetzbetreiber (Finanztip-Erhebung, 17. Oktober 2017) Strom Preise inkl. MwSt.

Entwicklung der Netzentgelte 2010 – 2016

Netzentgelte für Haushaltskunden in Deutschland: 24,6% Anteil am Strompreis

Statistik Entwicklung der Netzentgelte
Entwicklung, Netzentgelt, Netznutzungsentgelt, Strompreis

Der dritte wichtige Bestandteil [24,6%] des Strompreises für private Haushalte sind die Netzentgelte. Sie werden von den Netzbetreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhaltung der Stromnetze erhoben. Bezahlt werden sie von den Stromanbietern, die wiederum die Kosten an ihre Kunden weitergeben. Die Netzentgelte liegen 2016 im Durchschnitt 5,7% über dem Vorjahresniveau. Grund für diese Steigerung ist der erforderliche Aus- und Umbau der Stromnetze. Je nach Region können die zu zahlenden Netzentgelte stark variieren. Vor allem in den nördlichen und östlichen Bundesländern mit hohem Windkraftpotential werden weiterhin hohe Steigerungsraten erwartet. Firmen mit einem hohen Stromverbrauch (~ 10 Mio. kWh) sind seit 2011 von den Netzentgelten befreit, was den Strom für alle anderen Verbraucher verteuert. Seit 2011 sind die Netzentgelte um 23% gestiegen. Der in der Grafik dargestellte Wert für die Gebühren basiert auf einem Jahreshaushaltsverbrauch von 3.500 Kilowattstunden.

Laut IWR ist der Anstieg der Netzentgelte nicht ausschließlich - wie oft berichtet wird - auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zurückzuführen. Die Investitionen in die Netze wurden von den Stromtransporteuren zwischen 1993 und 2003 um über 50% gedrosselt. Während im Jahr 1993 noch rund 4 Mrd. Euro in die Stromnetze investiert wurden, gingen die Investitionen in den folgenden Jahren immer weiter zurück, bis sie 2003 mit 1,7 Mrd. Euro den Tiefpunkt erreichten. Die Folge dieser Entwicklung ist ein hoher Modernisierungsbedarf bei den Stromnetzen. Die Investitionen steigen erst seit 2004 wieder und der entstandene Investitionsstau in die Netze löst sich langsam auf. Das Investitions-Niveau von 1993 haben die Netzbetreiber erst 20 Jahre später - im Jahr 2013 - wieder erreicht.

Anstieg der Netzentgelte in Deutschland 2017

Kosten für den Stromtransport für private Haushalte, Veränderung zu 2016

netzbetreiber strom deutschland karte
Deutschland, Karte, Netzentgelte, Strompreise 2016

Zum Jahreswechsel erhöhen sich die Gebühren für den Stromtransport im bundesdeutschen Durchschnitt um etwa 9%. Einem 4-Personen-Haushalt [5.000 kWh|Jahr] entstehen damit Mehrkosten von 34€ netto im Jahr.

Die Erhöhungen fallen jedoch regional sehr unterschiedlich aus. Während die Netzkosten im Nordosten [Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein] im kommenden Jahr Spitzenwerte erreichen, bleiben sie im Südwesten stabil [Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz].

Das bereits bestehende Missverhältnis bei den Netzgebühren steigt damit im kommenden Jahr weiter an. Im Osten der Republik sind die Kosten für die Netznutzung ab Januar 2017 im Schnitt 54% höher als im Westen.

In Bremen zahlen private Stromkunden nur 305€ für den Stromtransport, in Brandenburg wird mit 614€ pro Jahr mehr als doppelt so viel [101%] in Rechnung gestellt.

Quelle: Netzbetreiber, Verbrauchszahlen: Check24

Netzentgelte in Deutschland 2017

Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber und voraussichtlicher Anstieg der Netzentgelte 2017

netzbetreiber strom deutschland karte
Deutschland, Karte, Netzbetreiber, Strompreise 2016

Stromkunden müssen im kommenden Jahr mit höheren Kosten rechnen, denn die 4 deutschen Übertragungsnetzbetreiber werden ihre Preise zum Teil stark erhöhen. Die Firma Tennet, in deren Einzugsgebiet etwa die Hälfte der deutschen Haushalte liegt, rechnet laut Unternehmenschef Urban Keussen mit einem Anstieg um etwa 80%. Die Firma 50Hertz, Betreiber der Stromleitungen in Ostdeutschland, gibt den Preisanstieg für 2017 mit 45% an. Amprion in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz rechnet mit Mehrkosten zwischen 10 und 12%. Bei TransnetBW in Baden-Württemberg werde der Anstieg bei rund 5% liegen.

Die Netzbetreiber können mit dem raschen Ausbau von Windkraft und Photovoltaik nicht Schritt halten. Weil das Stromnetz mit den Schwankungen überfordert ist, fallen Kosten in Milliardenhöhe für die Gegenmaßnahmen [Redispatch] an. Der Hauptanteil des Anstiegs der Netzentgelte von Tennet gehe auf das Konto solcher "netzstabilisierenden Notmaßnahmen", sagte Keussen. "Nur fünf Prozent sind durch den Netzausbau begründet."

Die Netzentgelte machen knapp 25% des Strompreises für private Haushalte aus. Sie werden von den Netzbetreibern für den Bau, Betrieb und die Instandhaltung der Stromnetze erhoben und liegen bereits 2016 im Schnitt 5,7 % über dem Vorjahresniveau.

Redispatch Wikipedia

Entwicklung Netzentgelte Strom Chart