Ökostromanbieter und ihre Marken. Wer gehört zu wem?

Ökostromanbieter ist nicht gleich Ökostromanbieter: Der Ökostrommarkt ist heiß umkämpft. Knapp 80% der Stromanbieter haben mindestens ein Ökostromprodukt im Angebot. Bei knapp 1.200 Ökostromtarifen kann die Auswahl schwierig sein, zumal „Ökostrom“, „Grünstrom“ und „Naturstrom“ keine geschützten Begriffe sind [wie z. B. Bio]. Gemeint ist zwar bei allen Angeboten, dass der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt [Wind, Sonne, Wasser, Biomasse], doch eine missbräuchliche Verwendung der Begriffe ist nicht selten. Um zu erkennen, ob ein Ökostromanbieter wirklich 100% sauberen Strom liefert oder nur geschicktes Marketing betreibt, gibt es einige Kriterien und Label.

Reine Ökostromanbieter

Reine Ökostromanbieter haben ausschließlich grünen Strom im Angebot, der aus 100% erneuerbaren Quellen stammt. Sie sind unabhängig von großen Energiekonzernen und fördern aktiv den Ausbau erneuerbarer Energien – entweder durch den Bau eigener Ökostromanlagen oder durch Investitionen in den Bau größerer Projekte. Reine Ökostromanbieter bieten transparente Informationen über Herkunft des Stroms. Durch diese Herkunftsnachweise ist jede Kilowattstunde Ökostrom gut dokumentiert. Zudem sorgen Zertifikate und Öko-Siegel für Transparenz bei den Ökostromtarifen. Vom Bundesumweltamt werden das ok-Power-Label und Grüner-Strom-Label empfohlenen. Die Label vom TÜV Süd und „Geprüfter Ökostrom“ vom TÜV Nord sind ebenfalls anerkannte Gütesiegel – mit weniger strengen Standards.

Liste echter Ökostromanbieter und Ökostrom-Marken

Ökostromanbieter | ÖkostrommarkeZertifikat | LabelWer steckt dahinter?
BayWa Ökoenergie GmbHOK-Power PLUS100% zu BayWa r.e. renewable energy GmbH
Bürgerwerke eGGrüner Strom70 Bürgerenergiegenossenschaften im bundesweiten Netzwerk
ENTEGA Energie GmbHOK-PowerENTEGA AG
EnspireGrüner StromStadtwerke Konstanz
EWS Elektrizitätswerke SchönauOK-PowerEWS Elektrizitätswerke Schönau eG
Fair Trade PowerGrüner-StromPartner Südwestdeutsche Stromhandels GmbH
Greenpeace Energy eGOK-Power PLUSGreenpeace Energy eG
GrünstromwerkTÜV NordNeue Energien West eG
Klimaschutz+ EnergiegenossenschaftOK-PowerKooperation u.a. Elektrizitätswerke Schönau (EWS)
LichtBlick SEOK-PowerGekauft vom niederländischen Energieversorger Eneco
MANN StromGrüner StromMANN Naturenergie GmbH, Im Besitz von Markus Mann
NATURSTROM AGGrüner StromDie NATURSTROM AG wird von Kleinaktionären getragen
Ökostrom+TÜV NordKoop. Klimaschutz+ Stiftung, Klimaschutz+ Energiegenossenschaft, EWS Schönau
Polarstern EnergieGrüner StromPolarstern GmbH ist zu 100% im Besitz der Gründer
PROKON Regenerative Energien eGOK-Power PLUSPROKON Regenerative Energien eG
Simply GreenOK-PowerMarke der ENTEGA Energie GmbH
SolidarStrom BremenTÜV NordKlimaschutz+ Stiftung, Elektrizitätswerke Schönau

Die anderen Ökostromanbieter

Konzerne mit Strommix [Atom-, Kohle- und Ökostrom]

Es gibt noch die Ökostromanbieter mit Strommix, denn auch Konzerne und Discounter gehen auf Kundenfang im Ökostromsegment. Das ist nicht selten eine Mogelpackung. Die beiden Gründe „Greenwashing über Zertifikate“ und „absichtliche Verbrauchertäuschung durch Stromkennzeichnung“ erklären wir weiter unten.

Die 4 großen deutschen Energiekonzerne EnBW, RWE, E.ON und Vattenfall sind jeweils mit mindestens einer Zweitmarke auf dem Ökostrommarkt vertreten. Grund ist die Markenpositionierung. Das Unternehmen selbst produziert oder kauft Kohle- und Atomstrom, möchte aber die lukrativen Ökostromkunden nicht abschrecken. Über Tochterunternehmen oder Beteiligungen wird der eingekaufte oder zum Teil selbst produzierte Ökostrom unter neuem Namen verkauft. Die Verbindung zwischen den Konzernen und ihren Ökomarken wird selten offen kommuniziert. So ist für einen E-wie-einfach-Kunden nicht sofort erkennbar, dass er seinen Strom von E.ON kauft. Die EnBW geht mit NaturEnergiePlus auf Kundenfang und Vattenfall mit Enpure. Auch Kunden von innogy, eprimo, EnviaM oder Süwag suchen lange nach dem Verwandschaftsverhältnis zum Kohleverstomer RWE [Stichwort Hambacher Forst].

Konzerne und ihre Ökostrom-Marken

Ökostromanbieter | ÖkostrommarkeZertifikat | LabelWer steckt dahinter?
Innogy SEkeine AngabenE.ON [vorher RWE]
EnviaM AGkeine AngabenRWE
eprimo GmbHTÜV NordTochterunternehmen der innogy SE, RWE und E.ON
E wie einfach GmbHTÜVTochterunternehmen der E.ON Energie AG
Yello Strom GmbHkeine AngabenTochter der EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Natur Energie PlusGrüner StromTochter der EnBW Energie Baden-Württemberg AG
enpurekeine AngabenVattenfall SE

Die Stadtwerker mit Ökostrom-Töchtern

Die große Gruppe der kommunalen Versorger oder Stadtwerke sorgt für die Grundversorgung in Deutschland – mit regionalem Einzugsgebiet. Einige Stadtwerke haben sich zusammengeschlossen, um mit gemeinsamen Marken wie z. B. „SauberEnergie“ überregional in den Stromvertrieb zu gehen. Größere Stadtwerke vertreiben ihren Ökostrom bundesweit im Alleingang über eigene Marken, wie zum Beispiel die Stadtwerke Duisburg mit dem Label „energieGUT“ oder „Rheinpower“.

Stadtwerke und ihre Ökostrom-Marken

Ökostromanbieter | ÖkostrommarkeZertifikat | LabelWer steckt dahinter?
123energieTÜV-RheinlandMarke der PFALZWERKE AKTIENGESELLSCHAFT
BS ENERGY Braunschweiger Versorgungs-AG u. Co. KGGrüner Strom75%Veolia Stadtwerke Braunschweig-Beteiligungs AG, 25% Stadtwerke Braunschweig GmbH
energieGUT GmbHOK-Power100% Tochtergesellschaft der SW Duisburg
RheinpowerTÜV Süd100% Tochtergesellschaft Stadtwerke Duisburg AG
Sauber Energie GmbH u. Co. KGTÜV NordZusammenschluss von 6 Stadt- und Gemeindewerken
Stadtwerke Flensburg GmbHOK-Power100 % der Stadt Flensburg.
Stadtwerke Münster GmbHGrüner Strom100 % im Besitz der Stadt Münster
susiEnergie GmbHOK-PowerTechnische Werke Schussental GmbH u. Co. KG
WEMAG AGGrüner Stromkommunales Netzwerk lokaler und regionaler Energieversorger, Über die Thüga AG an Kohle- und Kernkraftwerken beteiligt

Die Ökostrom-Marken der Discounter

Bei den Strom-Discountern handelt es sich meist um jüngere Unternehmen, die ihre Kunden bundesweit mit günstigen Ökotarifen und hohen Bonusversprechen für das erste Jahr locken. Der Strompreis liegt oft unter dem der etablierten Anbieter, was durch schlankere Verwaltungsstrukturen und deutlich weniger Service möglich wird. Bei einigen Billig-Ökostromanbietern sucht man vergeblich nach genauen Informationen über die Stromherkunft oder einem Zertifikat. Manche Discounter bieten ihren Strom unter verschiedenen Vertriebsnamen an, obwohl bei Preis und Servicepaket keine klare Differenzierung erkennbar wird. So verkauft die Firma ExtraEnergie ihren Ökostrom gleich unter 3 Markennamen: ExtraStrom, PrioStrom oder HitStrom. Die 365 AG ist gleich mit 2 Marken [IdealEnergie, Immergrün] im billigeren Öko-Segment zu finden.

Discounter und ihre Ökostrom-Marken

Ökostromanbieter | ÖkostrommarkeZertifikat | LabelWer steckt dahinter?
Grünwelt EnergieTÜV NordMarke der Stromio GmbH
Grüner Funkekeine AngabenMarke der Fuxx-Die Sparenergie GmbH
StromPluskeine AngabenMarke der Fuxx-Die Sparenergie GmbH
idealenergiekeine AngabenMarke der 365 AG
immergrünkeine AngabenMarke der 365 AG
GrünweltTÜV NordMarke der Stromio GmbH
HitEnergieTÜV NordMarke der ExtraEnergie GmbH
prioenergieTÜV NordMarke der ExtraEnergie GmbH

Herkunftsnachweise beim Ökostrom

Quellen: Webseiten der Ökostromanbieter, Marktanalyse Ökostrom II

News

Kunden würden mehr für Ökostromanbieter ausgeben

Trotz steigender Strompreise sind 40% der Kunden bereit, für einen Tarif bei einem Ökostromanbieter mehr auszugeben, das zeigt eine Umfrage des Marktforschungsinstituts mindline energy. Viele Stromkunden akzeptieren höhere Preise für klimaschonenden Strom. Im Schnitt würden die Befragten 8 € pro Monat mehr zahlen. Mehr als die Hälfte der 18- bis 39-Jährigen würden höhere Kosten bei einem Ökostromanbieter von 6 € akzeptieren. Ältere Verbraucher [50 bis 65 Jahre] sind nur bereit 3 Euro mehr auszugeben.

ökostromanbieter

Jedes dritte Unternehmen bezieht bereits Ökostrom

Nachhaltigkeit wird für deutsche Betriebe immer wichtiger. Laut einer Civey-Umfrage unter Entscheidern in kleinen und mittleren Firmen beziehen mit 35 % mehr als jedes dritte mittelständische Unternehmen inzwischen Ökostrom, jedes fünfte produziert seinen eigenen Ökostrom. Mehr als 60 % der Entscheider gaben in dieser Umfrage an, dass sie durch Ökostromproduktion die Energiewende bedeutend vorantreiben können.

Ökostrom

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Moll Otto G.
Zeigen Sie mir die Ökostromleitungen ich habe noch keine gesehen.
Linda Holm
Wir freuen uns immer über Unterstützung bei der Recherche. Bitte schicken Sie mir die Information doch zu. lmholm@str.... Dankeschön.
Manfred Gorgus
Mir fehlen auf der Liste innovative Anbieter die regionalen Vergrauch von regional erzeugtem Grünstrom durch intelligente Technik und moderner Datenverarbeitung ermöglichen. Damit werden die Netze entlastet und es wird mehr Ökostrom verbraucht. Kunden sehen mit diesen Tarifen, wann wie viel Ökostrom in ihrem Postleitzahlengebiet vorhanden ist und können selbst bestimmen, wann sie ihre Verbraucher wie Waschmaschine, Trockner, Geschirrspüler betreiben. Ein junger Stromtarif eines Heidelberger Startups ermöglicht darüber hinaus jedem Kunden noch Anteile an PV-Anlagen zu erhalten. Die senken sogar die Stromrechnung der Kunden. Irres Konzept, aber so können auch Mieter aktiven Klimaschutz betreiben und das doppelt, mit gezieltem Okostromvergrauch und je mehr regionalen Ökostrom sie verbrauchen, um so größer werden ihre eigenen PV-Anlagenanteile und um so kleiner ihr CO2 Fussabdruck.